Stipendien





Projektbeschreibung

Jenipher übersetzt bei unserer kleinen
Geografiestunde für die Kinder
Seit 2015 finanzieren wir der Studentin Jenipher Adhiambo aus Gita ein Stipendium für den Studiengang „Business Management“ an der University of Nairobi/Kisumu Campus.

Jenipher hat selbst eine kleine Tochter. Sie heißt Mercy und geht bereits zur Schule. Auch sie wird langfristig von der universitären Ausbildung ihrer Mutter profitieren. Bei unseren Besuchen ist Jenipher für uns immer eine hervorragende Übersetzerin, die uns von Luo ins Englische und umgekehrt übersetzt, sodass wir uns auch mit den Menschen vor Ort unterhalten können, die kein Englisch sprechen. New Paradigm ermöglichte Jenipher als Waisenkind die Schulbildung und ist heute für sie wie eine Familie. Deshalb engagiert sie sich ehrenamtlich für den Verein. Sie ist unsere Kontaktperson für das Projekt Letters from Kenya (LfK) und schreibt mit den Kindern gemeinsam die Briefe, scannt diese ein und schickt sie uns per E-Mail zu.

Finanzierung
Für das Jahr 2015 erhielt Jenipher insgesamt 1200 € von Afroskop. 1500 € konnten wir außerdem bereits für 2016 überweisen. Die Spenden werden mithilfe eines Unterstützerkreises von insgesamt sieben Personen generiert. Das Stipendium enthält die Kosten für Semestergebühren, Kopierkosten, Bücher sowie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.


Jenipher über ihr Leben

„Ich heiße Jenipher Adhiambo und wurde am 25. November 1992 geboren. Meine Mutter starb, da war ich gerade sechs Monate alt. Mein Vater musste dann die jüngere Schwester meiner Mutter heiraten, damit sie sich um mich kümmern konnte. Mein Leben war schön, ich hatte alles. Ich kann sagen, dass wir zu den Wohlhabendsten unserer Gemeinde gehörten. Meine Stiefmutter kümmerte sich um mich, als wäre ich ihr eigenes Kind. Erst bevor sie starb erfuhr ich, dass sie nicht meine leibliche Mutter war, erst da hat sie mir alles erzählt. Mein Vater verkaufte früher immer Kleidung, Schuhe, Sandalen und Kakis. Die Geschäfte liefen sehr gut für ihn. Meine Mutter war Hausfrau.

Mein Leben fing an sich zu verändern, als mein Vater krank wurde. Er hatte Probleme mit seinen Beinen. Seine Beine schwollen so sehr an, dass er nicht mehr laufen und arbeiten konnte. Man probierte viele verschiedene Medikamente aus, um ihm zu helfen, aber nichts half. Er starb, als ich in der 3. Klasse der Grundschule war. Das Leben wurde schwieriger für uns. Wir lebten nicht mehr im Überfluss, wie das früher der Fall war. Meine Mutter übernahm dann das Geschäft meines Vaters. Sie versuchte alles, um mir das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Es war nicht so, wie es vorher war, aber ich war mit dem Nötigsten versorgt, wie Essen und Kleidung. Nachdem mein Vater gestorben war, nahm ein anderer Mann meine Mutter als seine Frau an, wie es bei uns üblich ist. So bekam ich dann einen Stiefvater. Er war arbeitslos und meine Mutter musste nun auch ihn mitversorgen, denn aus seiner Sicht hatte er ja auch meiner Mutter sehr geholfen, indem er sie nach dem Tod meines Vaters angenommen hatte.


Der einzige Fehler im Leben meiner Mutter war, nie mit meinem Schwiegervater bei einem HIV/AIDS-Test gewesen zu sein. Diesen Fehler bereute sie bis zu ihrem Tod. Mein Stiefvater verließ uns dann ganz plötzlich und ohne ein Wort. So waren meine Mutter und ich wieder allein. Damals war ich in der 6. Klasse der Grundschule. Meine Mutter wurde immer mal wieder krank. Und dann machte mein Leben eine gehörige Kehrtwende. Ich hatte nicht mehr genug zu essen, manchmal gab es nur ein Mal pro Tag etwas.

Gott sei Dank war ich aber eine der besten Schülerinnen in der Klasse. In der 8. Klasse der Grundschule legte ich meine Prüfungen ab und konnte danach auf eine der besten Schulen Kenias gehen, auf die Kisumu Girls High School, eine fortführende Schule für Mädchen in Kisumu. Zu der Zeit war meine Mutter bereits ans Bett gefesselt, sie konnte nicht mehr arbeiten und es war, als hätten uns alle verlassen. Der einzige Verwandte, der uns nah stand, hatte nicht einmal für sich und seine eigene Familie genug zu essen. Durch die Hilfe von Freund*innen meiner Mutter konnte ich zwar die Schule besuchen, aber es war ein schweres Leben. Ich ging tagsüber zur Schule und abends wieder nach Hause zu meiner Mutter. Wir lebten damals in einem Haus, das gemietet war. Meine Mutter konnte irgendwann die Miete nicht mehr bezahlen und so warf uns der Vermieter aus dem Haus.

Wir zogen dann zu meiner Großmutter mütterlicherseits. Ich brach die Schule in der 2. Klasse der Sekundarstufe ab und noch im selben Jahr starb meine Mutter. Jedes kleinste Bisschen Hoffnung, das ich noch hatte, war verschwunden. Zwei Monate später starb auch meine Großmutter und ich war ganz allein – keine Mutter, kein Vater, keine Geschwister. Mein Onkel, der Stiefbruder meines Vaters, nahm mich dann auf. Auch er hat eine große Familie, die er nur schwerlich versorgen konnte. Ich betete zu Gott, bat ihn um die Kraft, durchzuhalten und mir den Weg durch diese schwere Zeit zu zeigen. Mit Mama Naminieli wurden meine Gebete erhört. Sie ist der wunderbarste und freundlichste Mensch, dem ich je begegnet bin.


Jenipher im Hof ihrer Großmutter
Sie brachte mich zurück zur Schule, eigenhändig, kaufte alles, was ich für die Schule brauchte, und bezahlte die Schulgebühren. Sie gab mir eine richtige Chance! Das hätte ich nie für möglich gehalten, dass mir so etwas noch einmal passieren würde. In der Schule strengte ich mich sehr an. Ich wollte Mama Naminieli nicht enttäuschen und gleichzeitig war es mir wichtig, jemand zu werden in der Gesellschaft. New Paradigm ist meine zweite Familie. Hier habe ich jüngere Brüder und Schwestern, die zu mir als ihre ältere Schwester aufsehen.

Als ich dann in der 4. Klasse Sekundarstufe war, wurde ich schwanger. Ich enttäuschte den einzigen Menschen, der mir eine zweite Chance gegeben hatte. Mama Naminiel sagte das zwar nicht, aber tief in mir wusste ich, dass ich sie enttäuscht hatte. Ich wollte sie auf keinen Fall noch mehr enttäuschen und ging deshalb auch während meiner Schwangerschaft weiterhin zur Schule, bis zum Geburtstermin. Ich wusste, dass ich diesen Fehler gemacht hatte und damit leben musste. Ich legte die Prüfungen der 4. Klasse ab und war so gut, dass selbst die Lehrer*innen erstaunt waren. Nach der 4. Klasse lernte ich eine weitere tolle Schwester kennen, Lena. Sie gab mir Hoffnung und ich hatte die Gewissheit, dass alles gut werden würde. Dank der Hilfe von Lena und anderen Mitgliedern von Afroskop bin ich heute Studentin an der besten Universität, der Universität von Nairobi.


Ich bekomme alles, was ich brauche: Bücher, Geld für den Schulweg und Essen. Wie eine Waise fühle ich mich heute nicht mehr. Ich habe eine Mutter, Brüder und Schwestern, die für mich sorgen. Das Leben als Studentin an der Universität ist manchmal eine ziemliche Herausforderung. In meiner Klasse sind auch ältere Student*innen. Es gibt hier gewisse Einflüsse und man muss aufpassen, dass man diesen nicht erliegt, wenn man kein schlechter Mensch werden will. Für mich heißt das, hier an der Universität das zu tun, wofür ich hier bin: zu lernen und das so gut zu tun, wie ich nur kann. Ich habe eine Tochter, für die ich sorgen muss und die zu mir aufsieht. Ich wünsche mir ein gutes Leben für meine Tochter, die auch die Quelle meiner Kraft ist. Außerdem möchte ich auch meinen Brüdern und Schwestern bei New Paradigm ein gutes Vorbild sein.“

Originalbrief von Jenipher (Englisch)
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Eigenen Unterstützerkreis gründen
Du möchtest auch Schüler*innen in Kenia auf ihrem weiteren Bildungsweg mit einem Stipendium unterstützen für Ausbildung, Studium, etc.?

So geht’s:

1. Fordere Infomaterial an unter info@afroskop.de

2. Finde interessierte Menschen in deinem Umfeld und gründe eine Gruppe.

3. Kontaktiere uns, um zu erfahren, wer gerade Unterstützung benötigt. Wir setzen uns mit euch und mit New Paradigm in Verbindung.




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